IV - Virologie
Enteroviren
Untersuchungsindikation
Typische Erkrankungen (Beispiele):
Enterovirus Typen 68-71
- Bronchiolitis,
- Pneumonie
Enterovirus Typ 70
- akute hämorrhagische Konjunktivitis
Enterovirus Typ 71
- Hand-Mund-Fuß-Krankheit
Enterovirus Typen 70,71
- aseptische Meningitis
- Meningoenzephalitis
Coxsackieviren A und B
- siehe bitte entsprechender Steckbrief
Untersuchungsmaterial
Serologie
5-10 ml Serum, Plasma
PCR
- Liquor
- Rachenproben
- Nasopharyngealsekret
- Stuhl
Methodik
- Quantitativer Nachweis von IgG- und IgA-Antikörpern mittels ELISA
- Enterovirus-Konsensus-PCR
Bemerkungen
Zum Genus Enterovirus gehören folgende Viren (Serotypen):
- Polioviren (Typen 1-3),
- Coxsackieviren Typ A (Typen 1-22, 24),
- Coxsackieviren Typ B (Typen 1-6),
- ECHO-Viren (Typen 1-9, 11-21, 24-27, 29-34) sowie
- Enteroviren (Typen 68-71, 73-78).
Über 90% aller Enterovirus-Infektionen verlaufen asymptomatisch.
Zu den häufigsten Erkrankungsbildern gehören z.B.
- die aseptische Meningitis (Coxsackieviren der Gr. A und B sowie ECHO-Viren),
- Pleurodynie (Coxsackiviren Gr. B),
- Herpangina (Coxsackieviren Gr. A),
- Hand-, Fuß, Mundkrankheit (Coxsackieviren der Gr. A und B)
- sowie unspezifische fieberhafte Erkrankungen und Infektionen des Respirationstraktes.
Ferner können verschiedene Coxsackie- und ECHO-Viren zur infektiösen Konjunktivitis sowie Myokarditis / Perikarditis führen.
Bemerkungen zum Nachweisverfahren
Serologie
Mit der indirekten ELISA-Technik (Enzyme Linked Immunosorbent Assay) als quantitative Tests können folgende humane EBV-Antikörper in humanem Serum oder Plasma nachgewiesen werden:
- EBV Early Antigen (EA) IgG
- Virus-Capsid-Antigen (VCA) IgG und IgM
- EBV-nukleäres Antigen 1 (EBNA1) IgG
Der Line-Immunoassay ist eine Nitrozellulose-Membran mit separater Auftragung der Einzel-Antigene des Epstein-Barr-Virus. Die IgG-Avidität beurteilt die Stärke der Bindung zwischen den vorhanden VCA-IgG-Antikörpern und verschiedenen EBV-Antigenklassen. Damit wird eine Zuordnung zu den Stadien einer EBV-Infektion bei unklaren ELISA-Ergebnissen erleichtert.
PCR
Das Enterovirus Consensus Kit erlaubt den spezifischen Genomnachweis nach Enterovirusgenomamplifikation (Poliovirus 1-3, Coxsackievirus A1 - 22, A24, Coxsackievirus B1 - 6, Echovirus 1 - 9, 11 - 21, 24 - 27, 29 - 33, Enterovirus 68 - 71). Die Nachweisgrenze ist mit 30 Kopien/PCR angegeben.
Nach Herstellerangaben gelten ein positiver prädiktiver Wert (PPV) von 95% sowie ein negativer prädiktiver Wert (NPV) von 100%.
Kreuzreaktionen sind mit einigen Rhinoviren beschrieben.
Bewertung
Serologie
Ein positiver IgA-Antikörpernachweis zusammen mit einer steigenden IgG-Konzentration sind deutliche Hinweise auf eine akute oder kürzlich stattgehabte Infektion. Treten isoliert positive IgA-Nachweise auf, ist bei passender klinischer Symptomatik eine Kontrolluntersuchung aus einem zweiten Serum nach 10-14 Tage empfohlen, um Konzentrationsbewegungen zu beurteilen.
Das Auftreten persistierender IgA-Werte (> 6 Monate) gilt als Hinweis auf eine chronische Erkrankung, z.B. rezidivierende Perikarditis, Diabetes mellitus.
Kreuzreaktionen mit anderen Enterovirustypen sind aufgrund der hohen Homologie der Viren möglich. Ebenso sind Kreuzreaktionen mit Epstein-Barr-Virus, Cytomegalievirus, Hepatitis-A-Virus sowie Mykoplasmen beschrieben.
PCR:
Aus Rachenabstrichen sind Enteroviren molekularbiologisch bis ca. 15 Tage nach Infektionsbeginn nachweisbar, aus Stuhlproben sogar mind. 1 Monat aufgrund der dort ausgesprochen hohen Viruskonzentration. Bei klinischer Symptomatik seit einer Woche kann ein fehlender Virusnachweis im Stuhl als Ausschlusskriterium für eine ätiologische Relevanz der Enteroviren angenommen werden. In Liquorproben ist der Enterovirus-Nachweis mittels PCR die Methode der Wahl bei aseptischer Menigitis / Meningoenzephalitis.
Prinzipiell kann der RNA-Nachweis auch aus Bioptaten, Hautläsionen oder Bläscheninhalt erfolgen, das hier verwendete Kit ist dafür jedoch nicht validiert.
Die Einsendung von Blut für die PCR ist aufgrund der kurzen Virämiephase (ca. 6.-9. Tag nach Infektion) ungeeignet.
Alle Befundinterpretationen können nur im Zusammenhang mit der klinischen Symptomatik erfolgen!
Stand: Juni 2014
Virologie
- Enteroviren.pdf[20 KB]
Leistungsverzeichnis Coxsackie-Virus
Nachweis- möglichkeiten | Untersuchungs- material | Besonderheiten bei Probentransport, -lagerung* |
AK |
| - |
PCR (qualitativ) |
| - |
*(abweichend von allgem. Hinweisen zu Lagerung und Transport )
Legende
Ag | Antigennachweis |
Ak | Antikörpernachweis |
PCR | Polymerase Chain Reaction, Polymerase-Kettenreaktion |
Allgemeine Hinweise zu Lagerung und Transport
Blutproben für serologische Untersuchungen
- Zeit zwischen Probeentnahme und Laboreingang < 72h
- Lagerung bei Raumtemperatur oder gekühlt (2-8 °C)
Untersuchungsmaterial für molekularbiologische Untersuchungen (PCR)
- Nativmaterial oder Proben / Abstriche im Universal-Transportmedium (UTM) einsenden
- max. 24h Lagerung (gekühlt 2-8°C)
- Transport bei Raumtemperatur
Stuhlproben zum Antigennachweis
- Zeit zwischen Probeentnahme und Laboreingang < 72h
- Lagerung gekühlt bei 2-8°C
- Transport bei Raumtemperatur
Leistungsverzeichnis Echovirus
Nachweis- möglichkeiten | Untersuchungs- material | Besonderheiten bei Probentransport, -lagerung* |
AK |
| - |
PCR (qualitativ) |
| - |
*(abweichend von allgem. Hinweisen zu Lagerung und Transport )
Legende
Ag | Antigennachweis |
Ak | Antikörpernachweis |
PCR | Polymerase Chain Reaction, Polymerase-Kettenreaktion |
Allgemeine Hinweise zu Lagerung und Transport
Blutproben für serologische Untersuchungen
- Zeit zwischen Probeentnahme und Laboreingang < 72h
- Lagerung bei Raumtemperatur oder gekühlt (2-8 °C)
Untersuchungsmaterial für molekularbiologische Untersuchungen (PCR)
- Nativmaterial oder Proben / Abstriche im Universal-Transportmedium (UTM) einsenden
- max. 24h Lagerung (gekühlt 2-8°C)
- Transport bei Raumtemperatur
Stuhlproben zum Antigennachweis
- Zeit zwischen Probeentnahme und Laboreingang < 72h
- Lagerung gekühlt bei 2-8°C
- Transport bei Raumtemperatur
Leistungsverzeichnis Poliovirus Typ 1,2,3
Nachweis- möglichkeiten | Untersuchungs- material | Besonderheiten bei Probentransport, -lagerung* |
PCR (qualitativ) |
| - |
*(abweichend von allgem. Hinweisen zu Lagerung und Transport )
Legende
Ag | Antigennachweis |
Ak | Antikörpernachweis |
PCR | Polymerase Chain Reaction, Polymerase-Kettenreaktion |
Allgemeine Hinweise zu Lagerung und Transport
Blutproben für serologische Untersuchungen
- Zeit zwischen Probeentnahme und Laboreingang < 72h
- Lagerung bei Raumtemperatur oder gekühlt (2-8 °C)
Untersuchungsmaterial für molekularbiologische Untersuchungen (PCR)
- Nativmaterial oder Proben / Abstriche im Universal-Transportmedium (UTM) einsenden
- max. 24h Lagerung (gekühlt 2-8°C)
- Transport bei Raumtemperatur
Stuhlproben zum Antigennachweis
- Zeit zwischen Probeentnahme und Laboreingang < 72h
- Lagerung gekühlt bei 2-8°C
- Transport bei Raumtemperatur
Hygienemerkblatt
Hand-Fuß-Mundkrankheit
Meldepflicht
Laut Infektionsschutzgesetz § 6 (3) sind 2 oder mehr nosokomiale Infektionen, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird, nicht namentlich zu melden an:
Gesundheitsamt
Abteilung Infektionsschutz
Paulstraße 22
18055 Rostock
0381 381 9552
Pflichtformular lt. Infektionsschutzgesetz § 6 (1)
Formulare sind hier bzw. im SAP abrufbar
Benachrichtigung der Hygienefachkraft
0381 494 5014
Erreger
- Coxsackie-A-Viren
- Enteroviren
Infektiöses Material
- Nasen- und Rachensekrete
- Sekrete aus Bläschen
- Stuhl
- Kontaminierte Oberflächen
Übertragungsweg
- Direkter Kontakt mit Körperflüssigkeiten (Nasen- und Rachensekreten, Speichel, Sekreten aus Bläschen),
- Stuhl und kontaminierte Oberflächen
- Aerogene Übertragung in den ersten Tagen der Infektion möglich
Inkubationszeit
ca. 3-10 Tage
Dauer der Infektiosität
In der ersten Woche hochkontagiös (insbesondere Sekrete aus Bläschen).
Ausscheidung über mehrere Wochen über den Stuhl möglich!
Diagnostik (zum Erstnachweis bzw. Verlauf)
In der Regel erfolgt keine Labordiagnostik, eine Blickdiagnose ist möglich.
Prinzipiell ist eine Enterovirus-PCR aus den o. g. Sekreten verfügbar.
In der Regel ist keine Verlaufsdiagnostik aus rein hygienischer Indikation erforderlich.
Hygienemaßnahmen/Schutzmaßnahmen
Maßnahmen sind schon bei begründetem Verdacht sofort einzuleiten (d. h. ohne Laborbestätigung abzuwarten)!
Der unmittelbare Kontakt zu anderen Patienten muss unterbleiben!
Isolierung
- Erforderlich!
- Kohortenisolierung ist möglich!
Entisolierung
Bei Entlassung oder 2 Wochen nach Abklingen klinischer Symptome.
Kontaktpatienten
- Mitpatienten werden beobachtet, um das Auftreten krankheitsspezifischer Symptome rechtzeitig zu bemerken.
Besucher
Der Besucherverkehr soll eingeschränkt werden.
Die jeweiligen Patientenzimmer sind mit der Isolierungstafel zu kennzeichnen.
Alle Personen (Besucher wie Mitarbeiter) müssen sich vor dem Betreten des Zimmers im Stationsstützpunkt melden.
Die Besucher werden vom Stationspersonal über die Infektionsrisiken informiert und in die speziellen Hygienemaßnahmen eingewiesen.
Grundsätzlich gelten die gleichen Hygienemaßnahmen wie für das medizinische Personal.
Ambulanter Bereich/Aufwachraum
Patienten müssen isoliert werden und können deswegen nicht gemeinsam mit anderen Patienten im Aufwachraum/Wartebereich versorgt werden.
Händedesinfektion
Händedesinfektion gemäß Basishygieneordnung
Viruswirksames Desinfektionsmittel verwenden: z. B. Desderman pure 1x 30 Sekunden
Einwirkzeit beachten!
Einmalhandschuhe
- Erforderlich bei Kontakt mit erregerhaltigem Material, Körperflüssigkeiten oder Ausscheidungen
- Nach dem Ablegen hygienische Händedesinfektion!
Schutzkittel
- Erforderlich beim Umgang mit kontaminiertem Material, dem Patienten selbst oder der kontaminierten Umgebung.
- Schutzkittel wird im Zimmer entsorgt.
Mund-Nasen-Schutz/Schutzbrille
- Mund-Nasen-Schutz (chirurgischer Mundschutz) ist erforderlich.
- Augenschutz kann ggf. sinnvoll sein.
Wäscheentsorgung
- Entsorgung im Patientenzimmer.
- Transport zur Wäscherei im fest verschlossenen Wäschesack.
Pflege-/Behandlungs- und Untersuchungsgeräte und -Hilfsmittel (Medizinprodukte)
Nach Gebrauch desinfizierend reinigen bzw. Aufbereitung nach Herstellerangaben bzw. verwerfen.
Abfallentsorgung
- Normale Entsorgung (‘‘Krankenhausspezifische Abfälle‘‘ – AS 180104/180101/Abfallgruppe B)
- Fäzes und Urin in die Kanalisation
Flächendesinfektion
Desinfektion aller erreichbaren Flächen im Patientenzimmer mit viruzidem Desinfektionsmittel mindestens 1 x pro Tag, bei Entlassung bzw. sofortige Desinfektion nach Kontamination.
(Dismozon plus, über die Apotheke der UMR abrufbar; Anwendungskonzentration 0,8 % = 2 Beutel / 4l)
Desinfektionsmaßnahmen sind bis 2 Wochen nach Ende der Symptomatik fortzuführen.
Patiententransfer
- Transportdienst und Zielbereich sind zu informieren.
- Die Patienten müssen zum Verlassen des Zimmers eine hygienische Händedesinfektion durchführen
(siehe Händedesinfektion).
Besonderheiten im OP
- Es ist nicht notwendig, infektiöse Patienten am Ende des Programms zu behandeln.
- Personal darf nur nach Wechsel der Bereichskleidung in einen anderen OP-Saal.
- Beim Verlassen des OP-Saals ist ein Schutzkittel überzuziehen.
- Die Umkleide ist sofort aufzusuchen und dort frische Bereichskleidung anzulegen.
Besonderheiten für das Personal
Schwangere Mitarbeiterinnen
- Arbeiten auf Station ist möglich.
- Kontakt mit dem erkrankten Patienten ist zu vermeiden.
Stand: August 2020
Hand-Fuß-Mundkrankheit
- Hand_Fuss_Mund_Krankheit.pdf[26 KB]