IV - Virologie
Respiratory Syncytial Virus (RSV)
Untersuchungsindikation
- Milde respiratorische Infekte, Pneumonien und Bronchiolitiden im Säuglings- und Kleinkindesalter
- Otitis media bei Kindern
- Prädisponierende Faktoren bei Kindern:
- Frühgeburtlichkeit
- bronchopulmonale Dysplasie
- angeborene Herzfehler
- angeborene Immundefizienzen
- bei älteren und immunsupprimierten Patienten „banale Erkältungen“, selten Pneumonien
Untersuchungsmaterial
- Nativmaterialien (3-4 ml), z. B.
- Nasopharynx-Spülflüssigkeiten oder –aspirate,
- Sputum,
- Trachealsekret,
- BAL
- Nasopharynxabstriche (weniger sensitiv)
- 5-10 ml Serum, EDTA-Blut
Methodik
- Qualitativer Nachweis von RSV-Antigen mittels chromatographischem Immunoassay („Schnelltest“)
- Quantitativer Nachweis von Respiratory Syncytial Virus (RSV) IgA- und IgG-Antikörpern mittels ELISA
- Qualitativer Virusnachweis im Real-Time-PCR-Verfahren
Bemerkungen
RSV gehört zu den häufigsten Ursachen von Virusinfektionen des unteren Respirationstrakts bei Kindern. Es ist eine nahezu vollständige Durchseuchung bis zum Ende des zweiten Lebensjahres zu beobachten.
Diagnostische Methoden der Wahl sind der Antigen-Nachweis als Bedside-Test („Schnelltest“) sowie der direkte Virusnachweis mittels RT-PCR.
Zelkultur-basierte Methoden sind aufgrund des hohen technischen Aufwandes und der langen Zeitspanne bis zum Vorliegen des Ergebnisses Speziallaboren vorbehalten.
Bemerkungen zum Nachweisverfahren
RSV-Antigen-Nachweis („Schnelltest“)
Mit dem immunchromatographischen Testsystem können sowohl vermehrungsfähige als auch nicht vermehrungsfähige RSV-Partikel nachgewiesen werden.
Der Schnelltest wird aus den oben genannten respiratorischen Untersuchungsmaterialien durchgeführt und ist für Patienten bis zum 20. Lebensjahr zugelassen. Die Testdauer nach Eingang im Labor bis zu einem Ergebnis beträgt ca. 15 min. Die Leistungsfähigkeit des Tests ist maßgeblich von der Erregermenge (Antigenmenge) im eingesandten Untersuchungsmaterial abhängig. Nach Herstellerangaben betragen die Sensitivität ca. 80% und die Spezifität 91%.
Insgesamt ist der Antigennachweis dem molekularbiologischen Erregernachweis (RSV-RNA) unterlegen, daher wird bei negativem Ergebnis des Schnelltests routinemäßig der qualitative Erregernachweis mittels PCR durchgeführt.
Serologie
Hier steht ein quantitativer Test (Enzyme Linked Immunosorbent Assay, ELISA) für die Bestimmung von humanen Antikörpern gegen alle humanpathogenen Serotypen von RS-Viren zur Verfügung.
Laut Herstellerangaben bestehen folgende Sensitivitäten/Spezifitäten:
|
| Sensitivitäten |
| Spezifitäten | ||
RSV IgG und IgA |
| > | 99 % |
|
| 89 % |
Bewertung
Nachweis von RSV-IgA- und IgG-Antikörpern
In ca. 70 % der akuten Infektionen können IgA-Titer ermittelt werden. Bei Säuglingen liegt dieser Prozentsatz sogar bei 90%.
Die Erfassung der Antikörperklassen ist daher nur im positiven Fall aussagekräftig. Genauere Aussagen kann ein Parallelansatz treffen, der den Antikörpergehalt von zwei Serumproben in einem Abstand von ein bis zwei Wochen untersucht (Serokonversion).
Eine Persistenz von IgA-Antikörpern ist zudem über Monate möglich. Die Antikörperdiagnostik ist insbesondere von epidemiologischer Aussagekraft.
PCR
Mittels Real-Time RT-NAT wird hier mit hoher Spezifität und Sensitivität der spezifische RSV-RNA-Nachweis aus respiratorischem Material gewährleistet. Im selben PCR-Lauf besteht methodenbedingt die Möglichkeit des RNA-Nachweises von hMPV (humanes Metapneumovirus).
Alle Befundinterpretationen können nur im Zusammenhang mit der klinischen Symptomatik erfolgen!
Stand: August 2013
Auszug Einsenderhinweise
Leistungsverzeichnis Respiratory Syncytial Virus (RSV)
Nachweis- möglichkeiten | Untersuchungs- material | Besonderheiten bei Probentransport, -lagerung* |
Ag (Schnelltest) |
|
|
AK |
| - |
PCR (qualitativ) | respiratorisches Material
| - |
*(abweichend von allgem. Hinweisen zu Lagerung und Transport )
Legende
Ag | Antigennachweis |
Ak | Antikörpernachweis |
PCR | Polymerase Chain Reaction, Polymerase-Kettenreaktion |
Allgemeine Hinweise zu Lagerung und Transport
Blutproben für serologische Untersuchungen
- Zeit zwischen Probeentnahme und Laboreingang < 72h
- Lagerung bei Raumtemperatur oder gekühlt (2-8 °C)
Untersuchungsmaterial für molekularbiologische Untersuchungen (PCR)
- Nativmaterial oder Proben / Abstriche im Universal-Transportmedium (UTM) einsenden
- max. 24h Lagerung (gekühlt 2-8°C)
- Transport bei Raumtemperatur
Stuhlproben zum Antigennachweis
- Zeit zwischen Probeentnahme und Laboreingang < 72h
- Lagerung gekühlt bei 2-8°C
- Transport bei Raumtemperatur
Hygienemerkblatt
Respiratory Syncytial Viren (RSV) / Humanes Metapneumovirus (HMPV)
Meldepflicht
Laut Infektionsschutzgesetz § 6 (3) sind 2 oder mehr nosokomiale Infektionen, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird, nicht namentlich zu melden an:
Gesundheitsamt
Abteilung Infektionsschutz
Paulstraße 22
18055 Rostock
0381 381 9552
Pflichtformular laut IfSG § 6 Abs. 3
Formulare sind hier bzw. im SAP abrufbar.
Benachrichtigung der Hygienefachkraft
0381 494 5014
Erreger
RSV (Respiratorisches Syncytial-Virus)
HMPV (Humanes Metapneumovirus)
Infektiöses Material
Respiratorisches Sekret
Übertragungsweg
Tröpfcheninfektion
Kontaminierte Gegenstände/Oberflächen/Hände
Eintrittspforte
Konjunktiven, Nasenschleimhäute
Inkubationszeit
2-8 Tage (durchschnittlich 5 Tage)
Dauer der Infektiosität
RSV-infizierte können schon einen Tag nach der Ansteckung infektiös sein.
Dauer der symptomatischen Infektion
3-8 Tage bei immunkompetenten Patienten
Virusausscheidung
Wenige Wochen
Bei Früh-/Neugeborenen und immunsupprimierten Patienten über mehrere Wochen bis Monate möglich
Diagnostik (zum Erstnachweis bzw. Verlauf)
Direkter Erregernachweis
Genomnachweis mittels PCR
Antigennachweis per Schnelltest (für Personen bis zum 18.Lebensjahr)
Material
Nasopharyngealsekret aus Nasenrachenspülwasser, - aspiration oder -abstrichen
Hygienemaßnahmen/Schutzmaßnahmen
Isolierung
Einzelzimmer oder Kohortenisolierung
Entisolierung
Nach 8 Tagen
Kontaktpatienten
Im Falle eines Ausbruchs in Hochrisikobereichen
(z. B. neonatologischer ITS mit kritisch kranken Frühgeborenen oder langzeitbeatmeten Kindern mit bronchopulmonaler Dysplasie) sollten alle Risikopatienten in die Untersuchungen mit einbezogen werden.
Besucher
Der Besucherverkehr ist einzuschränken.
Die jeweiligen Patientenzimmer sind mit der Isolierungstafel zu kennzeichnen.
Alle Personen (Besucher wie Mitarbeiter) müssen sich vor dem Betreten des Zimmers im Stationsstützpunkt melden.
Die Besucher werden vom Stationspersonal über die Infektionsrisiken informiert und in die speziellen Hygienemaßnahmen eingewiesen.
Grundsätzlich gelten die gleichen Hygienemaßnahmen wie für das medizinische Personal.
Ambulanter Bereich
Versorgung im separaten Raum
Maßnahmen siehe Transport des Patienten!
Händedesinfektion
Händedesinfektion gemäß Basishygieneordnung.
Alle im Hause verfügbaren Händedesinfektionsmittel sind geeignet.
Einwirkzeit beachten!
Angehörige/Besucher
Anleitung der HD durch das Stationspersonal
Einmalhandschuhe/Schutzkittel
Erforderlich bei möglichen Kontakt mit erregerhaltigem Material oder bei engem Kontakt mit Patienten mit nachgewiesener Infektion bzw. mit hochgradigem Verdacht auf eine entsprechende Infektion
Mund-Nasen-Schutz
(Chirurgischer Mundschutz) ist bei engem Kontakt erforderlich
Schutzbrille
Erforderlich bei nachgewiesener Infektion bzw. bei hochgradigem Verdacht auf Vorliegen einer Infektion
Wäscheentsorgung
Entsorgung im Patientenzimmer.
Transport zur Wäscherei im fest verschlossenen Wäschesack.
Geschirr
Geschirrspülautomat, Betriebstemperatur > 60 °C
Sofern vorhanden, chemisch-thermische Desinfektion mit Gewerbegeschirrspüler.
Pflege-/Behandlungs- und Untersuchungsgeräte und -Hilfsmittel (Medizinprodukte)
Nach Gebrauch desinfizierend reinigen bzw. Aufbereitung nach Herstellerangaben bzw. verwerfen
Abfallentsorgung
Normale Entsorgung im Patientenzimmer (‘‘Krankenhausspezifische Abfälle‘‘ – AS 180104 / 180101 / Abfallgruppe B)
Flächendesinfektion
Desinfektion nach Kontamination, bei Entlassung bzw. routinemäßig laut Basishygieneordnung
(siehe BHO/Desinfektion)
Desinfektionsmittel laut Desinfektionsplan
Patiententransfer
Information an die Nachfolgeeinrichtung über Verdachtsdiagnose/Erkrankung
Transportpersonal legt die oben beschriebene PSA an.
Kontakt zu anderen Patienten (insbesondere Säuglinge und Risikopatienten) vermeiden.
Patientennahe Flächen desinfizieren (siehe Flächendesinfektion)
Utensilien nach Gebrauch entsorgen
Besonderheiten im OP
Es ist nicht notwendig, infektiöse Patienten am Ende des Programms zu behandeln.
Standardhygiene ist ausreichend!
Besonderheiten für das Personal
Keine!
Stand: August 2020
Respiratory Syncytial Viren (RSV) / Humanes Metapneumovirus (HMPV)
- RSV_HMPV.pdf[25 KB]