IV - Virologie
Varizella-Zoster-Virus (VZV)
Untersuchungsindikation
Primärinfektion
- symptomatisch als Windpocken mit lebenslanger Latenz in Spinalganglien und Satellitenzellen,
seltene Komplikationen: z. B.- Otitis media
- Meningitis
- Pneumonie
Sekundärinfektion
- in 15-20% der Bevölkerung als Herpes- Zoster-Erkrankung (Gürtelrose)
- Komplikation als Postzoster-Neuralgie
- Reaktivierung bei immunsupprimierten Patienten häufiger
Primärinfektion in der Schwangerschaft
- fetales oder kongenitales Varizellensyndrom
- Abort
Untersuchungsmaterial
- 5-10 ml Serum, EDTA-Blut (PCR)
- Liquor
- Respiratorische Sekrete
- Kammerwasser / Tränenflüssigkeit
- Bläscheninhalt
- Wund- und Hautabstriche
- Bioptate
Methodik
- Quantitativer Nachweis von Varizella-Zoster-Virus (VZV) IgG/IgM/IgA-Antikörpern mittels ELISA
- Qualitativer und quantitativer (EBV, CMV) Nachweis mittels Herpes-Konsensus-PCR
Bemerkungen
Die Seroprävalenz von VZV in Deutschland beträgt bei 1-Jährigen ca. 7% und steigt dann bis zum 7. Lebensjahr auf ca. 88% an.
Man geht davon aus, dass eine nahezu 100%ige Durchseuchung bis zum 40. Lebensjahr herrscht.
Die Auswirkung der VZV-Lebendimpfung auf die lebenslange Seroprävalenz sind gegenwärtig noch nicht zu beziffern.
Prädisponierende Faktoren für einen lebensbedrohlichen Verlauf einer VZV-Primärinfektion sind seronegative Erwachsene mit oder ohne Immunsuppression, Säuglinge seronegativer Mütter, immunsupprimierte Patienten, Infektionen während der ersten fünf Schwangerschaftsmonate sowie peripartale Infektionen des Kindes (Letalität bis 30%).
Eine symptomatische Reaktivierung (Zoster) tritt vorrangig bei Immunsuppression (z.B. ältere Menschen, Schwangerschaft) auf.
Als diagnostische Methode der Wahl gilt der direkte Virusnachweis mittels PCR.
Bemerkungen zum Nachweisverfahren
Serologie
Verwendet wird die Methode des indirekten Enzyme-Linked Immunosorbent Assay (ELISA) zum Nachweis humaner VZV-Antikörper in Serum oder Plasma.
Der Nachweis von VZV-IgM-Antikörpern hat die größte Zuverlässigkeit im Rahmen einer Primärinfektion. Nur ca. 50-60% aller Zoster-Patienten bilden im Rahmen der VZV-Reaktivierung IgM-Antikörper. Jedoch nahezu regelmäßig können hier hohe VZV-IgA-Antikörperwerte nachgewiesen werden.
Folgende Sensitivitäten / Spezifitäten werden lt. Hersteller für die Tests angegeben:
IgG:100% / 100%;
IgM: 100% / 99%;
IgA: 53%* (98%) / 100%
(*Die Testsensitivität würde bei der Grenzwertfestlegung 10-15 U/ml 98% betragen. Um eine bessere Differenzierung zwischen klinisch bedeutsamen IgA-Werten und IgA-Nachweisen klinisch unauffälliger Personen zu erzielen, wurde der Grenzwert auf einen für die diagnostische Aussagekraft sinnvollen Bereich von 35-50 U/ml eingestellt.)
PCR
Die Herpes-Konsensus-Amplifikation erlaubt die Nachweise von
- Herpes Simplex Virus Typ 1 und 2 (HSV-1 und -2),
- Cytomegalievirus (CMV),
- Varizella Zoster Virus (VZV),
- Epstein Barr Virus (EBV) und
- Humanes Herpesvirus Typ 6 (HHV-6).
Die Identifikation des jeweiligen Virus erfolgt mit einer spezifischen Sonde. Die Nachweisgrenzen sind mit 250 Kopien/ml Untersuchungsmaterial angegeben.
Bewertung
Bewertung
Hinweis
Im Falle eines grenzwertigen serologischen Ergebnisses sollte der Test parallel mit einer im Abstand von 1 - 2 Wochen entnommenen, neuen Probe (Serumpaar) wiederholt werden.
cave
VZV-IgG im Liquor:
Eine Aussage ist nur möglich bei Bestimmung des spezifischen Antikörper-Index (AI) nach Reiber.
Wir erbitten bei Anforderung der entsprechenden Untersuchung die telefonische Information an das Labor.
Alle Befundinterpretationen können nur im Zusammenhang mit der klinischen Symptomatik erfolgen!
Stand: Mai 2013
Auszug Einsenderhinweise
- Varizella-Zoster-Virus (VZV)[24 KB]
Leistungsverzeichnis Varizella-Zoster-Virus (VZV)
Nachweis- möglichkeiten | Untersuchungs- material | Besonderheiten bei Probentransport, -lagerung* |
AK |
| - |
PCR (qualitativ) |
| - |
*(abweichend von allgem. Hinweisen zu Lagerung und Transport )
Legende
Ag | Antigennachweis |
Ak | Antikörpernachweis |
PCR | Polymerase Chain Reaction, Polymerase-Kettenreaktion |
Allgemeine Hinweise zu Lagerung und Transport
Blutproben für serologische Untersuchungen
- Zeit zwischen Probeentnahme und Laboreingang < 72h
- Lagerung bei Raumtemperatur oder gekühlt (2-8 °C)
Untersuchungsmaterial für molekularbiologische Untersuchungen (PCR)
- Nativmaterial oder Proben / Abstriche im Universal-Transportmedium (UTM) einsenden
- max. 24h Lagerung (gekühlt 2-8°C)
- Transport bei Raumtemperatur
Stuhlproben zum Antigennachweis
- Zeit zwischen Probeentnahme und Laboreingang < 72h
- Lagerung gekühlt bei 2-8°C
- Transport bei Raumtemperatur
Hygienemerkblatt
Varizellen (Windpocken), Herpes Zoster (Gürtelrose)
Meldepflicht
Laut Infektionsschutzgesetz § 6 (1) sind Infektionsverdacht, Erkrankung, Tod beim Auftreten von Varizellen namentlich zu melden an:
Gesundheitsamt
Abteilung Infektionsschutz
Paulstraße 22
18055 Rostock
0381 381 9552
Formulare sind hier bzw. im SAP abrufbar.
Meldepflichtig ist der feststellende Arzt.
Laut Infektionsschutzgesetz § 7 (1) ist der direkte oder indirekte Nachweis von Varizellen-Zoster-Viren, sofern er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich zu melden.
Die Meldung erfolgt durch das Labor!
Benachrichtigung der Hygienefachkraft
0381 494 5014
Erreger
Varicella-Zoster-Virus (VZV)
- Varizellen (Windpocken) bei exogener Erstinfektion
- Herpes Zoster (Gürtelrose) bei endogener Reaktivierung
Infektiöses Material
- Atemwegsekrete
- Läsionssekrete
- Krusten
Übertragungsweg
Varizellen
Tröpfcheninfektion
Atmen, Husten
Kontaktinfektion
Direkter Kontakt mit Erregerhaltigem Material wie Bläscheninhalt oder Krusten
Gegebenenfalls auch indirekter Kontakt über kontaminierte Oberflächen
Herpes Zoster
Nur Kontaktinfektion durch virushaltige Bläschenflüssigkeit
Inkubationszeit
14-16 Tage
Dauer der Infektiosität
Varizellen
Beginnt 1-2 Tage vor Auftreten des Exanthems und endet 5–7 Tage nach Auftreten der letzten Effloreszenzen
Herpes Zoster
Bis zur Verkrustung der Bläschen
Diagnostik (zum Erstnachweis bzw. Verlauf)
Serum auf Antikörper
Bläscheninhalt (sowie Blut während der virämischen Phase) für PCR
Keine Verlaufsdiagnostik aus rein hygienischer Indikation erforderlich
Hygienemaßnahmen/Schutzmaßnahmen
Schwangere sollen nach Möglichkeit Besuche von Erkrankten unterlassen.
Wenn Besuche notwendig sind (z. B. eigenes Kind ist erkrankt), muss auf das Risiko für den Fetus hingewiesen werden.
Isolierung
Varizellen
Erforderlich!
Herpes Zoster
Bei strenger Einhaltung der Standardhygiene und abgedeckten Läsionen nicht erforderlich!!
Nur erforderlich bei möglichem Kontakt zu abwehrgeschwächten Personen!
Entisolierung
Varizellen
Nach Abtrocknen der Bläschen
Kontaktpatienten
Kontaktpatienten mit unklarer Immunität
Immunstatus bestimmen (eilt).
Immune Kontaktpatienten
Es besteht keine Gefährdung.
Besucher
Varizellen
Die jeweiligen Patientenzimmer sind mit der Isolierungstafel zu kennzeichnen.
Alle Personen (Besucher wie Mitarbeiter) müssen sich vor dem Betreten des Zimmers im Stationsstützpunkt melden.
Die Besucher werden vom Stationspersonal über die Infektionsrisiken informiert und in die speziellen Hygienemaßnahmen eingewiesen.
Grundsätzlich gelten die gleichen Hygienemaßnahmen wie für das medizinische Personal.
Herpes Zoster
Standardhygiene ist ausreichend.
Es gelten daher keine weiteren Einschränkungen für Besucher, Studierende und Mitarbeiter anderer Bereiche.
Ambulanter Bereich/Aufwachraum
Varizellen
Patienten müssen isoliert werden und können deswegen nicht gemeinsam mit anderen Patienten im Aufwachraum bzw. Wartebereich versorgt werden.
Herpes Zoster
Standardhygiene ausreichend
Händedesinfektion
Händedesinfektion gemäß Basishygieneordnung
Alle im Hause verfügbaren Händedesinfektionsmittel sind geeignet.
Einwirkzeit beachten!
Einmalhandschuhe
Erforderlich beim Umgang mit kontaminiertem Material, dem Patienten selbst (bei Varizellen) oder der kontaminierten Umgebung.
Schutzkittel
Erforderlich beim Betreten des Patientenzimmers.
Beim Verlassen im Zimmer bzw. in der Schleuse entsorgen.
Mund-Nasen-Schutz/Schutzbrille
Varizellen
Tragen einer FFP2-Maske für nicht-immunes Personal!
Tragen eines Augenschutzes (Schutzbrille) ist sinnvoll.
Die Schutzmaske und die Schutzbrille müssen vor Betreten des Patientenzimmers angelegt werden!
Beides nicht notwendig für immunes Personal!
Herpes Zoster
Nicht erforderlich!
Wäscheentsorgung
Entsorgung im Patientenzimmer.
Transport zur Wäscherei im fest verschlossenen Wäschesacksack.
Geschirr
Geschirrspülautomat, Betriebstemperatur > 60 °C.
Sofern vorhanden, chemisch-thermische Desinfektion mit Gewerbegeschirrspüler
Pflege-/Behandlungs- und Untersuchungsgeräte und -Hilfsmittel (Medizinprodukte)
Nach Gebrauch desinfizierend reinigen bzw. Aufbereitung nach Herstellerangaben bzw. verwerfen.
Abfallentsorgung
Normale Entsorgung (‘‘Krankenhausspezifische Abfälle‘‘ – AS 180104/180101/Abfallgruppe B)
Fäzes und Urin in die Kanalisation
Flächendesinfektion
Varizellen
Desinfektion aller erreichbaren Flächen im Patientenzimmer mindestens 1x pro Tag (ca. 30 Minuten nach dem Bettenmachen),
bei Entlassung bzw. sofortige Desinfektion nach Kontamination.
Desinfektionsmittel laut Desinfektionsplan
Herpes Zoster
Desinfektion aller erreichbaren Flächen
Desinfektionsmittel laut Desinfektionsplan
Patiententransfer
Varizellen
Transportdienst und Zielbereich sind zu informieren.
Das Bett ist für den Transport frisch zu beziehen oder abzudecken.
Der Patient trägt nach Möglichkeit einen Mund-Nasen-Schutz.
Herpes Zoster
Beim Transport sind keine Besonderheiten zu beachten.
Standardhygiene ist ausreichend.
Besonderheiten im OP
Personal darf nur nach Wechsel der Bereichskleidung (siehe unten) in einen anderen OP-Saal.
Beim Verlassen des OP-Saals ist ein Schutzkittel überzuziehen.
Die Umkleiden sind sofort aufzusuchen und dort frische Bereichskleidung anzulegen.
Besonderheiten für das Personal
Für Personal in Pädiatrie, Onkologie, ITS, Dermatologie, Geburtshilfe und Infektionsmedizin wird die Varizellen-Schutzimpfung gegebenenfalls im Betriebsärztlichen Dienst angeboten.
Für Personal anderer Bereiche muss die Impfung über den Hausarzt erfolgen. (siehe BHO/Impfungen)
Schwangere Mitarbeiterinnen
Seronegative Frauen
Arbeiten auf Station ist möglich.
Jeder Kontakt mit dem erkrankten Patienten bzw. mit Materialien von diesem Patienten ist zu vermeiden.
Seropositive Frauen
Kontakt mit dem Patienten oder dessen Materialien ist erlaubt.
Invasive Maßnahmen dürfen nicht durchgeführt werden.
Stand: August 2020
Varizellen (Windpocken), Herpes Zoster (Gürtelrose)
- Varizellen.pdf[29 KB]