Hygienemerkblätter (HMB) der UMR
MRGN
(Multiresistente Gram-negative Stäbchen) in Pflege-/Rehaeinrichtungen und in Psychiatrischen Kliniken
Meldepflicht
Laut Infektionsschutzgesetz §6 (3) bei mehr als 2 Erkrankungen, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird, nicht namentlich melden (durch Hygienefachkraft) an:
Gesundheitsamt
Abteilung Infektionsschutz
Paulstraße 22
18055 Rostock
0381 3815369
Formulare sind hier bzw. im SAP abrufbar
Erreger
Multiresistente Gram-negative Stäbchen,
- d.h. Enterobakterien insb.
- E. coli,
- Enterobacter spp.,
- Klebsiella spp.
- und Nonfermenter
- Acinetobacter baumannii,
- Pseudomonas spp.
3MRGN
- empfindlich für nur noch eine Substanzgruppe aus den Gruppen Acylureidopenicilline, 3./4. Generations-Cephalosporine, Carbapeneme, Fluorochinolone.
- Etwaige Ausnahmen von dieser Regel werden im Laborbefund definiert.
4MRGN
- resistent gegenüber allen 4 Antibiotikagruppen
Infektiöses Material
- Atemwegssekrete,
- Fäzes,
- Urin,
- Wundsekrete;
- vorübergehende bzw. dauerhafte Besiedlung von Haut und Schleimhaut möglich
- Kontamination bzw. dauerhafte Besiedlung von Oberflächen insbesondere in Feuchtbereichen in der unmittelbaren Patientenumgebung möglich
(z. B. Waschbecken, Wasserhähne, Siphons, Wasserbäder, Vorratsbehälter von Befeuchtungsapparaten)
Übertragungsweg
- Kontakt mit kontaminierten Händen bzw. kontaminiertem Material sowie mit kontaminierten Lebensmitteln,
- aerogene Übertragung bei Besiedlung des Nasen-Rachenraumes möglich
Inkubationszeit
- Keine Inkubationszeit!
Dauer der Infektiosität
Im Einzelfall nicht bekannt.
Diagnostik (zum Erstnachweis bzw. Verlauf)
- Regelhaft erfolgt der Nachweis mit Kulturmethoden.
- Nukleinsäurenachweise sind für eine Reihe Erreger und spezifische Resistenzgene möglich.
- Verlaufskontrolle frühestens 1 Tag nach Beendigung der antibiotischen Therapie
Hygienemaßnahmen/Schutzmaßnahmen
Isolierung
Bei Nachweis in den Atemwegssekreten und produktiven Husten bzw. Desorientiertheit
Soziale Kontakte
Bei ordnungsgemäßer Standardhygiene ist die Teilnahme am Gemeinschaftsleben möglich!
Entisolierung
Bei 3 MRGN aus Atemwegsmaterialien
Bis zum dreimalig negativen Nachweis;
Materialgewinnung dafür mind. 1 Tag nach Beendigung der antibiotischen Therapie,
Mind. 4 h Zeitabstand zwischen den Probennahmen;
Erfolgt nach einer individuellen ärztlichen Risikoabwägung.
Kontaktpatienten
Kontaktpatienten sind vom Indexpatienten zu trennen bei
- Nachweis in den Atemwegssekreten und produktiven Husten
- Desorientiertheit.
Validierte Screeningverfahren oder Eradikationsmöglichkeiten bestehen bisher nicht.
Besucher
Das Anlegen von Schutzkleidung ist nicht erforderlich.
Händehygiene s.u. Händedesinfektion
Händedesinfektion
Personal:
Händedesinfektion gemäß Basishygieneordnung.
Alle im Hause verfügbaren Händedesinfektionsmittel sind geeignet.
Einwirkzeit beachten!
Patient:
Vor Verlassen des Zimmers, also vor Teilnahme an gemeinschaftlichen Aktionen, physiotherapeutischen Anwendungen, ggf. in Form einer passiven Desinfektion durch das Personal (Anleitung durch das Stationspersonal).
Einmalhandschuhe
Erforderlich bei Kontakt mit
- erregerhaltigem Material,
- Körperflüssigkeiten
- oder Ausscheidungen
Nach dem Ablegen hygienische Händedesinfektion!
Schutzkittel
- Erforderlich bei möglichem Kontakt mit erregerhaltigem Material, Körperflüssigkeiten, Ausscheidungen, Sekreten.
- Entsorgung im Zimmer bzw. in der Schleuse.
Mund–Nasenschutz
Erforderlich bei:
- der Versorgung ausgedehnter MRGN -besiedelter / -infizierter Wunden
- der Tracheostomapflege bei MRGN -Besiedlung / -Infektion der Atemwege
- bei MRGN-Nachweis im Nasen-Rachenraum des Patienten, der Symptome einer Atemwegsinfektion zeigt und/oder (chronisch) hustet
Wäscheentsorgung
- Entsorgung im Patientenzimmer bzw. Schleuse.
- Transport zur Wäscherei im fest verschlossenen Wäschesack.
- Die Entsorgung im Plastiksack ist nur bei Durchfeuchtung notwendig.
Geschirr
- Geschirrspülautomat, Betriebstemperatur > 60°C
- Sofern vorhanden, chemisch-thermische Desinfektion mit Gewerbegeschirrspüler
Pflege-/ Behandlungs- und Untersuchungsgeräte u.- Hilfsmittel (Medizinprodukte)
Nach Gebrauch desinfizierend reinigen bzw. Aufbereitung nach Herstellerangaben bzw. verwerfen
Bei 4 MRGN
Vorratshaltung von Wäsche, Medikamenten und Sterilgut im Zimmer auf ein Minimum reduzieren.
Nach Entlassung bzw. Verlegung alle Materialien im Zimmer entsorgen bzw. nach Herstellerangaben aufbereiten.
Abfallentsorgung
- normale Entsorgung (‘‘Krankenhausspezifische Abfälle‘‘ – AS 180104/180101/Abfallgruppe B);
- Fäzes und Urin in die Kanalisation
Flächendesinfektion
Desinfektion aller erreichbaren Flächen im Patientenzimmer mind. 1 x pro Tag, bei Entlassung bzw. sofortige Desinfektion nach Kontamination;
Desinfektionsmittel lt. Plan
Patiententransfer
Zieleinrichtung informieren.
Personal:
Personalschutzmaßnahmen entsprechend der Vorgaben dieses Merkblatts für den direkten Kontakt mit den entsprechenden Patienten.
Patient:
Mit den Patienten zu Beginn des Transports passive Händedesinfektion durchführen,
Bei Atemwegsbesiedlung sowie produktivem Husten nach Möglichkeit Mund-Nasen-Schutz aufsetzen.
Besonderheiten für das Personal
Schwangere Mitarbeiterinnen
- Kontakt mit dem Patienten ist erlaubt.
- Invasive Maßnahmen dürfen nicht durchgeführt werden.
Stand: November 2015
MRGN – Multiresistente Gram-negative Stäbchen in Pflege-/Rehaeinrichtungen und in Psychiatrischen Kliniken
- MRGN_Reha_PH_Psychiatrie.pdf[22 KB]