Hygienemerkblätter (HMB) der UMR

Schwere/systemische Pneumokokken-Infektionen

Meldepflicht

Direkter Nachweis von Streptococcus pneumoniae aus Liquor, Blut, Gelenkpunktat oder anderen normalerweise sterilen Substraten.

§7 Infektionsschutzgesetz

Erreger

Streptococcus pneumoniae

Infektiöses Material

Je nach Infektionsort Nasen- /Rachen- /Trachealsekrete, Blut, Liquor, Sekrete/Gewebestücke von umschriebenen Infektions­herden

Übertragungsweg

Aerogene Übertragung,

Kontaktinfektion mit Sekret des oberen Respirationstrakts, hauptsächlich aber endogen

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit kann nicht genau bestimmt werden, da man entweder Träger der Krankheit mit oder ohne Symptome ist.

Dauer der Infektiosität

Bis 24 h nach Therapiebeginn

Diagnostik (zum Erstnachweis bzw. Verlauf)

Atemwegssekrete, Blutkulturen, ggf. Gewebeproben von betroffenen Organen in die Mikrobiologie für eine Diagnostik mit Kulturmethoden und/oder Multiplex-PCR einsenden.

Aufgrund der Labilität des Erregers Probennahme unbedingt vor Beginn der Antibiotikatherapie.

Danach sind i. d. R. nur noch PCR-Untersuchungen aus den Proben erfolgversprechend.

Hygienemaßnahmen/Schutzmaßnahmen

Isolierung/Entisolierung

Dauer der Einzelunterbringung bzw. der nachstehenden Schutzmaßnahmen nur bei Infektionen mit möglicher aerogener Übertragung und dann bis 24 Stunden nach Therapiebeginn erforderlich!

Zimmertür muss stets geschlossen bleiben!

Patient sollte das Zimmer möglichst nicht verlassen, wenn erforderlich, erhält Patient Mund-Nasen-Schutz.

Kontaktpatienten

Mitpatienten werden beobachtet, um das Auftreten krankheits­spezifischer Symptome rechtzeitig zu bemerken.

Eine orale Chemoprophylaxe kann indiziert sein (siehe unter Personal)

Besucher

Die jeweiligen Patientenzimmer sind mit der der Isolierungstafel zu kennzeichnen.

Alle Personen (Besucher wie Mitarbeiter) müssen sich vor dem Betreten des Zimmers im Stationsstützpunkt melden.

Die Besucher werden vom Stationspersonal über die Infektionsrisiken informiert und in die speziellen Hygiene­maßnahmen eingewiesen.

Grundsätzlich gelten die gleichen Hygienemaßnahmen wie für das medizinische Personal.

Ambulanter Bereich/Aufwachraum

Patienten müssen isoliert werden und können aufgrund dessen nicht gemeinsam mit anderen Patienten im Aufwachraum/Wartebereich versorgt werden
(bis 24 Stunden nach Therapiebeginn).

Händedesinfektion

Händedesinfektion gemäß Basishygieneordnung.

Alle im Hause verfügbaren Händedesinfektionsmittel sind geeignet.

Einwirkzeit beachten.

Einmalhandschuhe

Erforderlich bei Kontakt mit erregerhaltigem Material, Körper­flüssigkeiten oder Ausscheidungen

Nach dem Ablegen hygienische Händedesinfektion!

Schutzkittel

Erforderlich beim Umgang mit kontaminiertem Material, dem Patienten selbst oder der kontaminierten Umgebung.

Schutzkittel wird im Zimmer entsorgt.

Mund–Nasen-Schutz/Schutzbrille

Erforderlich, wenn mit Aerosolbildung oder Verspritzen von Blut, Körperflüssigkeiten oder Ausscheidungen zu rechnen ist (z. B. Intubation, Absaugung etc.)

Wäscheentsorgung

Entsorgung im fest verschlossenen Wäschesack

Geschirr

Geschirrspülautomat, Betriebstemperatur > 60°C

Sofern vorhanden, chemisch-thermische Desinfektion mit Gewerbegeschirrspüler

Pflege-/Behandlungs- und Untersuchungsgeräte und -Hilfsmittel (Medizinprodukte)

Nach Gebrauch desinfizierend reinigen bzw. Aufbereitung nach Herstellerangaben bzw. verwerfen

Abfallentsorgung

Normale Entsorgung (‘‘Krankenhausspezifische Abfälle‘‘ – AS 180104/180101/Abfallgruppe B);

Fäzes und Urin in die Kanalisation

Flächendesinfektion

Desinfektion nach Kontamination, bei Entlassung bzw. routine­mäßig laut Basishygieneordnung (siehe BHO/Desinfektion)

Desinfektionsmittel laut Desinfektionsplan

Patiententransfer

Wenn in der akuten Phase (s. o.), dann Zieleinrichtung informieren und Anlegen von Mund-Nasen-Schutz und Schutz­kittel für das Personal.

Besonderheiten im OP

Es ist nicht notwendig, infektiöse Patienten am Ende des Programms zu behandeln.

Standardhygiene ist ausreichend!

Besonderheiten für das Personal

Bei Personal, das unkontrollierten Hustenstößen bzw. ungeschützt Aerosolen (z. B. bei trachealer Absaugung, In-/Extubation, Bronchoskopie, Versorgung von Erbrechenden) von der Indexperson ausgesetzt war, kann eine orale Chemo­prophylaxe indiziert sein
(Cefpodoxim oder Levofloxacin jeweils über 2 Tage).

Die Prophylaxe sollte so früh wie möglich, spätestens 3 Tage nach Exposition gegenüber dem infizierten Patienten begonnen werden.

Eine Beratung hierzu wird angeboten durch das
Institut für Med. Mikrobiologie, Virologie und Hygiene
Telefonnr.: Ärzte siehe Homepage bzw.
Telefonnr. Varia-Labor: 494 5913

Schwangere Mitarbeiterinnen:

Arbeiten auf Station ist möglich.

Kontakt mit dem erkrankten Patienten ist für die ersten 24 Stunden nach Therapiebeginn nicht gestattet.

Stand: September 2023

Schwere/systemische Pneumokokken-Infektionen