Hygienemerkblätter (HMB) der UMR
Offene Lungentuberkulose
Meldepflicht
Erkrankung und Tod, auch wenn ein bakteriologischer Nachweis nicht vorliegt sowie Personen, die an einer behandlungsbedürftigen Lungentuberkulose leiden, eine Behandlung aber verweigern, sind namentlich zu melden an:
Gesundheitsamt
Abteilung Infektionsschutz
Paulstraße 22; 18055 Rostock
0381 381 9552
Laut Infektionsschutzgesetz § 7 (1) ist der direkte Nachweis von Mycobacterium tuberculosis namentlich zu melden. Meldung erfolgt durch das Labor!
Meldepflichtig ist der feststellende Arzt.
Formulare sind hier bzw. im SAP abrufbar.
Benachrichtigung der Hygienefachkraft
0381 494 5014
Erreger
Mycobacterium tuberculosis-Komplex
- M. tuberculosis
- M. bovis
- M. africanum
Infektiöses Material
Respiratorische Sekrete
Übertragungsweg
Aerogene Übertragung
Kontaktübertragung über kontaminierte Hände oder Medizinprodukte möglich
Inkubationszeit
D. h. die Zeit zwischen Infektion mit M. tuberculosis und einer messbaren Immunantwort.
Im Durchschnitt 6-8 Wochen
Ca. 90% der Infektionen verlaufen asymptomatisch
Bakterien persistieren in (verkalkten) Lymphknoten
Reaktivierung nach Jahrzehnten möglich!
Dauer der Infektiosität
So lange säurefeste Stäbchen mikroskopisch oder kulturell nachweisbar sind
(z. B. im Sputum, abgesaugtem Bronchialsekret, Magensaft)
Ein Nukleinsäurenachweis belegt dagegen, für sich betrachtet, nicht zwingend eine Infektiosität!
Unter einer wirksamen antituberkulösen Kombinationstherapie sind Patienten innerhalb von 2-3 Wochen in der Regel nicht mehr infektiös.
Die Einschätzung obliegt dem behandelnden Arzt!
Diagnostik (zum Erstnachweis bzw. Verlauf)
Mikroskopischer und kultureller Erregernachweis aus den Untersuchungsmaterialien für alle Phasen der Erkrankung
Molekularbiologischer (PCR) Nachweis nur für die inititiale Untersuchung
Hygienemaßnahmen/Schutzmaßnahmen
Wichtig
Patienten zur Hustenetiquette anhalten, d. h. niemanden direkt anzuhusten bzw. Mund und Nase beim Husten mit einem Tuch (innerhalb des Patientenzimmers) bzw. mit einem Mund-Nasen-Schutz (siehe unten) bedecken!
Ferner haben die Patienten beim Husten auf einen Mindestabstand von 1 Meter zu achten und sich nach Möglichkeit von anderen Personen abzuwenden.
Isolierung
Bereits bei Verdacht!
Zimmer mit eigener Nasszelle
Patient sollte Zimmer so wenig wie möglich verlassen, wenn Verlassen erforderlich - siehe Mund–Nasen-Schutz!
Die Tür des Zimmers muss stets geschlossen sein!
RLT-Anlage
Wenn keine RLT-Anlage vorhanden, häufiges Fensterlüften des Zimmers bei geschlossener Tür.
Wenn eine RLT-Anlage vorhanden, ist im Patientenzimmer ein Unterdruck einzustellen.
Kohortenisolierung
Keine Kohortenisolierung.
Superinfektionen mit anderen Erregern sind nicht auszuschließen.
In der Regel Infektionen der verschiedenen Patienten mit unterschiedlichen Stämmen.
Ausgenommen sind Fälle mit direkter Infektion, z. B. von Mutter zu Kind bzw. mit erwiesener klonaler Identität der Erreger
Entisolierung
Nach Vorliegen von 3, innerhalb einer Woche gewonnenen, negativen Sputumdirektpräparaten.
Jede Entscheidung zur Isolierung muss individuell vom behandelnden Arzt getroffen werden.
Kontaktpatienten
Bei mindestens kumulativ 8 Stunden ungeschützter Anwesenheit im selben Raum, muss eine Meldung an das Gesundheitsamt erfolgen.
Formulare sind hier bzw. im SAP abrufbar.
Besucher
Die jeweiligen Patientenzimmer sind mit der Isolierungstafel zu kennzeichnen.
Alle Personen (Besucher wie Mitarbeiter) müssen sich vor dem Betreten des Zimmers im Stationsstützpunkt melden.
Besucherkreis ist auf die wichtigsten Bezugspersonen zu beschränken.
Keine Kinder unter 5 Jahren, 5- bis 14-jährige nur in begründeten Ausnahmefällen
Die Besucher werden vom Stationspersonal über die Infektionsrisiken informiert und in die speziellen Hygienemaßnahmen eingewiesen.
Grundsätzlich gelten die gleichen Hygienemaßnahmen wie für das medizinische Personal.
Ambulanter Bereich/Aufwachraum
Patienten sind zu Beginn oder am Ende der Sprechstunde einzubestellen (ggf. in einem separaten Raum).
Es gelten dieselben hygienischen Maßnahmen wie bei einem stationärem Aufenthalt.
Händedesinfektion
Händedesinfektion gemäß Basishygieneordnung.
Alle im Hause verfügbaren Händedesinfektionsmittel sind geeignet.
Patient
Insbesondere nach Hantieren mit Einmaltaschentüchern;
vor dem Anlegen eines Mund-Nasen-Schutzes
Einmalhandschuhe
Erforderlich bei Kontakt mit erregerhaltigem Material, Körperflüssigkeiten oder Ausscheidungen
Nach dem Ablegen hygienische Händedesinfektion!
Schutzkittel
Erforderlich beim Betreten des Patientenzimmers;
beim Verlassen im Zimmer bzw. in der Schleuse entsorgen.
Mund–Nasen-Schutz
Erforderlich!
Schutzwirkung hängt maßgeblich vom korrekten Tragen ab!
Personal/Besucher
Tragen von speziellen Schutzmasken
FFP2-Maske mit Ausatemventil über Geschäftsbereich Zentraleinkauf und Logistik (GB ZuL) erhältlich
Bei multiresistenten M. tuberculosis-Stämmen
Tragen von FFP3-Masken
Masken sind nach Gebrauch zu verwerfen
Mehrfachgebrauch nur unter bestimmten Bedingungen möglich
(siehe Bekleidungsordnung der UMR/Atemschutzmaske)
Die Schutzmaske muss vor Betreten des Patientenzimmers angelegt werden!
Auf korrekten Sitz achten!
Patient
Anlegen des Mund–Nasen-Schutzes vor Verlassen des Zimmers
Wechsel bei Beeinträchtigung der Funktion
z. B. Durchfeuchtung
Patienten, von denen ein spezielles Risiko ausgeht (Resistenzen und Multiresistenzen), tragen außerhalb des Isolationsraumes eine FFP2-Maske ohne Ausatemventil.
Schutzbrille
Keine
Wäscheentsorgung
Entsorgung im Patientenzimmer bzw. Schleuse
Transport zur Wäscherei im fest verschlossenen Plastiksack (für infektiöse Wäsche)
Geschirr
Geschirrspülautomat, Betriebstemperatur > 60°C
Sofern vorhanden, chemisch-thermische Desinfektion mit Gewerbegeschirrspüler
Pflege-/Behandlungs- und Untersuchungsgeräte und -Hilfsmittel (Medizinprodukte)
Nach Gebrauch desinfizieren bzw. Aufbereitung nach Herstellerangaben bzw. verwerfen
Abfallentsorgung
Nur die mit infektiösem Material kontaminierten Gegenstände müssen als Abfall der Gruppe C (AS 18 01 03; blaue Tonne) entsorgt werden.
Sonst normale Entsorgung (‘‘Krankenhausspezifische Abfälle‘‘- AS 180104 / 180101/ Abfallgruppe B)
Fäzes und Urin in die Kanalisation
Flächendesinfektion
Desinfektion aller erreichbaren Flächen
Desinfektionsmittel laut Desinfektionsmittelplan
Gebrauchskonzentration auf 2 % erhöhen!
Eine Verneblung der Raumluft durch Formaldehyd ist nicht erforderlich (Nur auf Empfehlung des Amtsarztes!)
Patiententransfer
Die Zieleinrichtung ist über Infektion zu informieren.
Kontakt zu anderen Patienten und Besuchern vermeiden.
Patient
Trägt einen Mund-Nasen-Schutz (siehe Erklärung M-N-S)
Personal
(unmittelbar betreuendes Personal)
Trägt Schutzkittel, FFP2-Maske (siehe Erklärung M-N-S)
Im Anschluss an den Transport
Erfolgt eine Wischdesinfektion aller möglichen Kontaktflächen (siehe Flächendesinfektion)
Entsorgung der Schutzkleidung
Hygienische Händedesinfektion
Besonderheiten im OP
Am Ende des OP-Programms, danach Wischdesinfektion
Siehe Desinfektionsmittelplan: Flächendesinfektion 0,5 %
Besonderheiten für das Personal
Bei Kontakt ohne Schutzmaßnahmen
Meldung an Betriebsarzt*in und Gesundheitsamt
Formulare sind hier bzw. im SAP abrufbar
Schwangere Mitarbeiterinnen
Arbeiten auf Station ist möglich.
Kontakt mit dem erkrankten Patienten ist zu vermeiden.
Stand: Januar 2021
Offene Lungentuberkulose
- OffeneLungentuberkulose.pdf[30 KB]
Weiterführende Informationen
Einsenderhinweise
(Auszug Einsenderhinweise IMIKRO)
Mycobacterium tuberculosis-Komplex
Mycobacterium tuberculosis-Komplex
Erreger | Mycobacterium tuberculosis-Komplex |
Verfahren | Mikroskopischer Nachweis Kultureller Nachweis Nachweis von DNA Interferon-Gamma-Release Assay (IGRA) QuantiFERON®-TB Gold Plus |
Indikation | Verdacht auf Tuberkulose der Lunge oder anderer Organe |
Material |
QuantiFERON®-Test
Alternativ: mindestens 5 ml Lithium-Heparin Blut |
Methode |
|
Lauris- | Bakteriologie / Allgemeine Auftragsinformation → Bakteriologie Mykobakterien (TB/NTM) → Mykobakterien Diagnostik →
Serologie Serologie Bakterien (Serum u.a.) → Antikörper (AK) im Serum → Quantiferon-Test Tb (Blut 4 Röhrchen) |
Weiterführende Informationen | Transport
Bei Verdacht auf pulmonale Tuberkulose
Für Magensaft/Magenspülflüssigkeit
Hygienemerkblätter der UMR |
Stand: Januar 2021
Mycobacterium tuberculosis-Komplex
Zeitliches Bearbeitungsschema
M
(Auszug zeitliches Bearbeitungsschema IMIKRO)
Erreger | Nachweisart | Geeignete Materialien | Mo. | Di. | Mi. | Do. | Fr. | Sa. | So. |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Masernvirus (Morbillivirus) | AK | Ser. | x | ||||||
Masernvirus (Morbillivirus) | AK-Index | Ser.-Li. Paar | x | ||||||
Metamycoplasma hominis | PCR | Cervixabstr, Urethraabstr, Erststrahl-Ur. |
| x |
|
| x |
|
|
Multiresistente Gram-negative Stäbe (MRGN) | Kultur | Abstr. | x | x | x | x | x | x1 | x1 |
Mumpsvirus | AK | Ser. | x | ||||||
Mycobacterium spp. (atyp. Mycob., MOTT) | PCR (Ku.) | AWM, Gew., Li., Ur., Abstr. | bei positiver Kultur | ||||||
Mycobacterium spp. (atyp. Mycob., MOTT) | Kultur | siehe "mögliche Materialien" | x | x | x | x | x | ||
Mycobacterium tuberculosis complex (TBC) | PCR | AWM, Gew., Li., Ur., Abstr. | x | x | x | ||||
Mycobacterium tuberculosis complex (TBC) | IGRA | QuantiFERON®-Test | x | x | |||||
Mycobacterium tuberculosis complex (TBC) | Kultur | siehe "mögliche Materialien" | x | x | x | x | x | ||
Mycoplasmoides genitalium | PCR | Cervixabstr., Urethraabstr., Erststr.-Ur. | x | x | |||||
Mycoplasmoides pneumoniae | AK | Ser. | x | x | |||||
Mycoplasmoides pneumoniae | PCR | AWM | x | x | x | x | x | x1 |
Stand: September 2021
Legende Wochentage
Symbol | Erklärung |
---|---|
x | Bearbeitung der Materialien bei Probeneingang bis 18:00 Uhr |
x1 | Bearbeitung der Materialien bei Probeneingang bis 10:30 Uhr |
x2 | sofortige Bearbeitung nur bei Augenabstrichen (Keratokonjunktivitis epidemica), sonst am Folgetag |
x3 | sofortige Bearbeitung der HIV-Serologie im Rahmen von Nadelstichverletzungen (NSV) |
Inhaltsverzeichnis
Hygienemerkblätter der UMR
Inhalt E
- EAEC
- EHEC
- EIEC
- Encephalopathie
- Entamoeba histolytica
- Enteritiden (Bakt.)
- Enteritiden (Inv. Bakt.)
- Enteritiden (Viral)
- Entero-aggregative E. coli
- Enterobius vermicularis
- Entero-hämorrhagische E. coli
- Entero-invasive E. coli
- Entero-pathogene E. coli
- Entero-pathogene Yersinien
- Entero-toxische E. coli
- Enterokokken
- Enteroviren
- EPEC
- ETEC